
Der Markt für Elektrofahrzeuge wächst rasant, und damit steigt auch der Bedarf an Ladeinfrastruktur. Die weltweite Marktgröße für EV-Ladestationen wurde im Jahr 2023 auf 16,43 Milliarden US-Dollar geschätzt und soll von 22,45 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 auf beeindruckende 257,03 Milliarden US-Dollar im Jahr 2032 anwachsen – mit einer jährlichen Wachstumsrate von 35,6 %.
Doch die entscheidende Frage für Unternehmer lautet: Lässt sich mit Ladestationen tatsächlich ein Umsatz erzieheln?
Also, sind EV-Ladestationen wirklich rentabel? Es kommt drauf an
Die Rentabilitätsfrage lässt sich heute klarer denn je beantworten: Ja, EV-Ladestationen können durchaus profitabel sein – allerdings nicht als simples "Plug & Play"-Investment. Die Gewinnspannen variieren erheblich, von bescheidenen 5-10% bei schlecht positionierten AC-Ladepunkten bis hin zu attraktiven 25-30% bei optimal platzierten Schnellladern.
Der Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg liegt dabei weniger in der reinen Stromabgabe, sondern vielmehr im Gesamtkonzept. Besonders profitabel zeigen sich Ladestationen dort, wo sie als strategische Ergänzung bestehender Geschäftsmodelle fungieren.
Ein Hotelier etwa generiert durch das Ladeangebot nicht nur direkte Einnahmen von 700-1.000 € monatlich pro Ladestation, sondern profitiert zusätzlich von höheren Zimmerauslastungen und besseren Bewertungen. Ähnliches gilt für den Einzelhandel, wo ladende Kunden nachweislich länger verweilen und mehr ausgeben.
Profitabilität nach Standorttypen
Die Rentabilität von Ladestationen für Elektrofahrzeuge hängt stark vom gewählten Standort und dessen spezifischen Charakteristika ab. Fahrer von Elektroautos sind eher gewillt, Unternehmen zu besuchen und dort Zeit zu verbringen, wenn Lademöglichkeiten angeboten werden. Verschiedene Standorttypen bieten unterschiedliche Geschäftspotenziale und erfordern angepasste Strategien für optimale Profitabilität.
Einzelhandel & Shopping
Einkaufszentren und Einzelhandelsstandorte eignen sich besonders gut für EV Ladesäulen. Die durchschnittliche Verweildauer von 0,5 bis 2 Stunden passt optimal zum Ladeverhalten vieler Fahrer von Elektrofahrzeugen. Ein typisches Setup für Einzelhandelsstandorte umfasst:
- 2 DC-Schnellladestationen für Kurzparker
- 4 AC-Ladepunkte für längere Einkäufe
Die höhere Profitabilität ergibt sich hier durch:
- Zusätzliche Einkäufe während der Ladezeit
- Verlängerte Verweildauer der Kunden
- Erhöhte Kundenbindung durch regelmäßiges Laden
Restaurants & Gastronomie
Gastronomiebetriebe profitieren von der natürlichen Überschneidung zwischen Ladedauer und Aufenthaltsdauer der Gäste. Eine durchschnittliche Mahlzeit dauert 30-120 Minuten – ideal für das Laden mit AC-Stationen.
Typische Installation:
- 4 AC-Ladestationen (11-22 kW)
- Zusätzliche Restaurantumsätze durch neue Kundengruppen
Die Erfahrung zeigt, dass EV-Fahrer im Vergleich zu Durchschnittsbürgern gebildeter, wohlhabender und jünger sind und tendenziell einen höheren Durchschnittsbon generieren.
Hotels & Übernachtung
Der Hotelsektor bietet besonders interessante Perspektiven für Ladeinfrastruktur. Die langen Standzeiten über Nacht (8-12 Stunden) ermöglichen den Einsatz kostengünstigerer AC-Ladestationen.
Empfohlene Konfiguration:
- 8 AC-Ladestationen
- Zusatznutzen durch erhöhte Hotelauslastung
Hotels können das Ladeangebot als Premium-Service positionieren und:
- Höhere Zimmerpreise für Stellplätze mit Lademöglichkeit verlangen
- Sich als nachhaltiger Anbieter profilieren
- Die Gästezufriedenheit durch den zusätzlichen Service steigern
Tankstellen & Raststätten
Der Standorttyp Tankstelle und Raststätte erfordert einen anderen Ansatz als stationäre Einzelhandelsstandorte. Die Verweildauer liegt hier typischerweise bei nur 15-30 Minuten, was schnelle Ladelösungen erforderlich macht.
Empfohlene Konfiguration:
- 2 DC-Schnellladestationen (50+ kW)
- Höhere Preise (aber auch höhere Installationskosten) aufgrund der Schnellladeinfrastruktur
Besonderheiten dieses Standorttyps:
- Hohe Initialinvestition (40.000-100.000 € pro DC-Lader)
- Beste Rentabilität an Hauptverkehrsadern
- Zusatzeinnahmen durch Shop und Gastronomie
Parkhäuser & öffentliche Plätze
Öffentliche Parkflächen bieten großes Potenzial für Ladeinfrastruktur, da sie häufig zentral gelegen sind und regelmäßig frequentiert werden.
Typische Installation:
- 20 AC-Ladestationen
- Flexible Preismodelle möglich
Einflussfaktoren auf die Rentabilität
Die Wirtschaftlichkeit von Ladestationen wird von mehreren Schlüsselfaktoren bestimmt, wobei die Wahl der Ladetechnologie eine zentrale Rolle spielt. Die richtige Balance zwischen Investitionskosten und Nutzerbedürfnissen ist dabei entscheidend für den langfristigen Erfolg.
Ladegeschwindigkeit und Technologie
AC Ladegeräte bieten einen kostengünstigen Einstieg in die E-Mobilität und zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus:
- Investition: 1.200-2.500 € pro Ladepunkt
- Geringere Betriebskosten
- Ideal für längere Parkdauer wie in Hotels oder Parkhäusern
DC-Schnellladestationen hingegen setzen neue Maßstäbe in Sachen Ladegeschwindigkeit und Kundenkomfort. Trotz höherer Initialkosten bieten sie überzeugende Vorteile für stark frequentierte Standorte:
- Investition: 20.000-70.000 € pro Ladepunkt
- Deutlich kürzere Ladezeiten ermöglichen höheren Durchsatz
- Kunden akzeptieren höhere Gebühren für den Schnellladekomfort
Die Tendenz bei Neuinstallationen geht zunehmend in Richtung Schnellladung, da diese den wachsenden Kundenerwartungen an zeitsparendes und komfortables Laden besser entspricht. Besonders an Premium-Standorten wie Autobahnen oder in Innenstadtlagen können DC-Stationen trotz höherer Investitionskosten die wirtschaftlich attraktivere Option darstellen. Die höhere Ladeleistung ermöglicht nicht nur mehr Ladevorgänge pro Tag, sondern positioniert den Standort auch als moderne und kundenorientierte Ladelösung.
Nutzungsfrequenz und -dauer
Die Auslastung der Ladestationen ist entscheidend für die Rentabilität:
- Mindestauslastung für Profitabilität: ca. 20-30%
- Optimale Auslastung: 40-60%
- Spitzenauslastung an Premium-Standorten: bis zu 80%
Lokaler Wettbewerb
Die Wettbewerbssituation beeinflusst direkt die mögliche Preisgestaltung und Auslastung:
- Analyse der bestehenden Ladeinfrastruktur im Umkreis
- Bewertung der Wettbewerbspreise
- Identifikation von Marktlücken
Geschäftsmodelle und Preisstrategien
Die Wahl des richtigen Geschäftsmodells und einer passenden Preisstrategie ist entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg. Verschiedene Ansätze haben sich in der Praxis bewährt, wobei sich die Modelle je nach Standort und Zielgruppe unterscheiden.
Flexible Preismodelle
Bei der Preisgestaltung für Ladestationen haben sich drei Hauptmodelle etabliert. Die verbrauchsbasierte Abrechnung arbeitet mit Preisen pro KWh und ist für Nutzer besonders transparent. Für eine AC-Ladung werden dabei durchschnittlich 0,35-0,45 €/kWh berechnet, bei DC-Schnellladung liegt der Preis mit 0,50-0,65 €/kWh deutlich höher.
Die zeitbasierte Abrechnung hingegen kalkuliert mit Minutenpreisen, typischerweise zwischen 0,10-0,20 € pro Minute. Dieses Modell fördert eine effiziente Nutzung der Ladepunkte und verhindert, dass Fahrzeuge nach Abschluss des Ladevorgangs unnötig lange die EV Ladestationen blockieren.
Zunehmend setzen Betreiber auch auf kombinierte Modelle. Diese verbinden einen kWh-Preis mit einem zeitbasierten Aufschlag, etwa wenn ein Fahrzeug länger als vier Stunden lädt. So lässt sich die Auslastung der Stationen optimieren, während gleichzeitig faire Preise für die tatsächlich bezogene Energie gewährleistet sind.
Fazit
Die Analyse zeigt deutlich: Ob EV-Ladestationen eine erfolgreiche und verläassliche Einnahmequelle sind hängt maßgeblich von der Abstimmung zwischen Standort und Geschäftsmodell ab. Ein strategisch gut gewählter Standort – wie ein Parkplatz vor einem Einkaufszentrum – zeichnet sich durch hohe Frequenz potenzieller Nutzer und eine zum Ladekonzept passende typische Verweildauer aus. Die Technologie muss dabei dem Nutzungsverhalten entsprechen – von kostengünstigen AC-Ladepunkten für längere Aufenthalte bis zu hochpreisigen DC-Schnellladern für kurze Stops.
Die Preisgestaltung sollte wettbewerbsfähig sein, aber auch die Kosten für die Wartung und die höheren Kosten für premium positionierter Schnelllade-Standorte berücksichtigen. Erfahrungen zeigen, dass sich die Investition in Ladeinfrastruktur bei durchdachter Planung bereits nach 3-5 Jahren amortisieren kann. Mit dem prognostizierten starken Wachstum der E-Mobilität steigt auch das Potenzial für profitable Ladestandorte weiter an. Entscheidend für den langfristigen Erfolg ist dabei weniger die reine Maximierung der Ladepreise, sondern vielmehr die Integration des Ladeangebots in ein stimmiges Gesamtkonzept, das den Kunden echten Mehrwert bietet.
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