In Norwegen, wo die Temperaturen im Winter bis auf -40 °C sinken können, findet eine stille Revolution statt. Die nordische Nation ist weltweit führend bei der Einführung von Elektrofahrzeugen1 und und widerlegt damit den Mythos, dass kaltes Klima und E-Autos nicht kompatibel sind. Doch wie gut bewähren sich diese Hightech-Fahrzeuge wirklich, wenn das Quecksilber sinkt?
Lassen Sie uns einen Blick auf die kalten, harten Fakten rund um den Besitz eines Elektroautos in kalten Klimazonen werfen. Begleiten Sie uns bei der Analyse realer Daten, entdecken Sie praktische Strategien und erfahren Sie, warum elektrisches Fahren selbst in den frostigsten Regionen Europas immer alltagstauglicher wird.
Consumer Reports Studie zur Reichweite von Elektrofahrzeugen im Winter
Eine umfassende Studie von Consumer Reports2 beleuchtet die Auswirkungen von kaltem Wetter auf die Reichweite von Elektrofahrzeugen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Temperatur eine wichtige Rolle für die Leistung eines Elektrofahrzeugs spielt, wobei kaltes Wetter die Reichweite deutlich verringert.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie von Consumer Reports:
- Verringerung der Reichweite: Bei ca. 4°C (40°F) verringert sich die Reichweite von E-Fahrzeugen um ca. 25% im Vergleich zu milden Wetterbedingungen bei ca. 18°C (65°F).
- Vergleich bei warmem Wetter: Der Kontrast ist noch deutlicher, wenn man die Leistung bei warmem Wetter vergleicht. Bei Temperaturen um 29°C (85°F) haben E-Fahrzeuge eine um 31% bessere Reichweite als bei kalten Bedingungen.
- Temperaturschwelle: Interessanterweise ergab die Studie, dass die Reichweite abnimmt, sobald die Temperatur auf 4 °C sinkt, das ist noch bevor der Gefrierpunkt erreicht wird.
- Kurze Fahrten bei kaltem Wetter: Für Stadtfahrer ist es vielleicht am wichtigsten, dass kurze Fahrten mit häufigen Stopps bei kaltem Wetter die Reichweite um bis zu 50 % verringern können, da das Auto immer wieder aufgeheizt werden muss.
Studie des Norwegischen Automobilverbandes
Während die Consumer Reports-Studie wertvolle Erkenntnisse liefert, ist es wichtig, Daten aus Ländern zu berücksichtigen, in denen E-Fahrzeuge in kalten Klimazonen weit verbreitet sind. Norwegen, ein Vorreiter bei der Einführung von E-Fahrzeugen, bietet besonders ermutigende und relevante Daten für europäische E-Fahrzeugbesitzer und potenzielle Käufer.
Der norwegische Automobilverband (NAF) hat eine umfassende Studie3 mit 20 Elektrofahrzeugen unter winterlichen Bedingungen durchgeführt. Bei diesem Test wurde eine durchschnittliche Verringerung der Reichweite um etwa 20 % festgestellt, was deutlich weniger schlimm ist als einige frühere Schätzungen. Der Test umfasste eine Mischung aus Stadtfahrten, Autobahnen, Landstraßen und sogar einem Gebirgspass, wobei die Geschwindigkeiten zwischen 60 km/h und 110 km/h lagen, was typische europäische Fahrszenarien widerspiegelt.
Interessanterweise zeigte die Studie erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Elektroauto-Modellen. Das am besten abschneidende Fahrzeug, der Hyundai Kona Electric, erreichte 90% seiner WLTP-Reichweite, während andere, wie der Opel Ampera-e, nur 70 % seiner Reichweite erreichte. Die WLTP-Reichweite basiert auf dem 'Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure', einem standardisierten Test, der realistische Fahrbedingungen simuliert. Dies verdeutlicht, wie wichtig die Wahl des richtigen Elektroauto-Modells für den Einsatz in kalten Klimazonen ist – ein entscheidender Faktor für Käufer in Ländern wie Deutschland, Österreich, Schweden oder Finnland.
Die NAF-Studie lieferte auch beruhigende Informationen über die Leistung von Elektroautos unter extremen Bedingungen. Die meisten der getesteten Fahrzeuge konnten für eine kurze Strecke mit reduzierter Geschwindigkeit gefahren werden, selbst wenn ihre Reichweitenanzeige auf Null stand.
Darüber hinaus ergab die Studie, dass die Ladegeschwindigkeiten bei kaltem Wetter zwar generell langsamer sind, E-Fahrzeuge mit leistungsfähigeren Ladegeräten, wie der Audi E-Tron, jedoch selbst bei Januartemperaturen noch beeindruckende Ladegeschwindigkeiten erreichen können.
Elektroautos und Verbrenner im Wintervergleich
Es ist wichtig zu verstehen, dass kalte Witterung nicht nur Elektrofahrzeuge betrifft; auch herkömmliche Benzin- und Dieselfahrzeuge stehen im Winter vor großen Herausforderungen.
Bei herkömmlichen Benzinautos sinkt die Kraftstoffeffizienz deutlich, wenn die Temperaturen fallen. Im Stadtverkehr kann die Effizienz um bis zu 15 % abnehmen, wenn die Temperatur von angenehmen 25 °C auf frostige -6 °C sinkt.
Dieser Effizienzverlust ist bei kurzen Fahrten noch ausgeprägter. Bei Fahrten von nur 3-4 Kilometern kann der Kraftstoffverbrauch von Benzinfahrzeugen um bis zu 33 % steigen. Diese Zahlen verdeutlichen, dass E-Fahrzeuge bei kaltem Wetter zwar eine geringere Reichweite haben, aber auch herkömmliche Fahrzeuge nicht vor den Auswirkungen des Winters gefeit sind.
Der entscheidende Unterschied liegt darin, wie sich diese Effizienzverluste äußern: Bei Elektrofahrzeugen verringert sich die Reichweite, während Benzin- und Dieselfahrzeuge mehr Kraftstoff für die gleiche Strecke verbrauchen.
Was sind die Faktoren für den Reichweitenverlust?
Mehrere Faktoren tragen zu der geringeren Reichweite von E-Fahrzeugen bei kaltem Wetter bei:
- Batteriechemie: Kalte Temperaturen verlangsamen die chemischen Reaktionen im Inneren der Batterie, was ihre Fähigkeit zur effizienten Erzeugung und Speicherung von Energie verringert.
- Kabinenheizung: Im Gegensatz zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, die die Abwärme des Motors zur Erwärmung der Kabine nutzen können, müssen E-Fahrzeuge den Strom für die Heizung direkt aus der Batterie beziehen. Dieser zusätzliche Stromverbrauch beeinträchtigt die Reichweite erheblich.
- Aufrechterhaltung der Batterietemperatur: E-Fahrzeuge müssen oft Energie verbrauchen, um ihre Batterien auf einer optimalen Temperatur zu halten, wodurch weitere Energie verbraucht wird, die sonst für das Fahren genutzt werden könnte.
Strategien für den Besitz von E-Fahrzeugen bei kaltem Wetter
Auch wenn sich kaltes Wetter auf die Reichweite von Elektrofahrzeugen auswirkt, gibt es mehrere Strategien, mit denen Besitzer diese Auswirkungen abmildern können:
1. Wählen Sie ein EV mit ausreichender Reichweite
Wenn Sie ein E-Fahrzeug für den Einsatz in kälteren Klimazonen kaufen, sollten Sie Modelle mit einer größeren Reichweite in Betracht ziehen. Wenn Sie beispielsweise täglich 50 km pendeln, sollte ein E-Fahrzeug mit einer Reichweite von 300 km die Verringerung der Reichweite im Winter problemlos ausgleichen.
2. Effiziente Aufladepraktiken
- Konditionieren Sie die Batterie: Bei vielen E-Fahrzeugen können Sie die Batterie aufwärmen, während sie noch an der Steckdose angeschlossen ist, indem Sie Netzstrom statt Batteriestrom verwenden. Dies kann über Smartphone-Apps oder Einstellungen im Fahrzeug erfolgen.
- Häufiger aufladen: Planen Sie im Winter ein, Ihr Auto häufiger aufzuladen als bei milderem Wetter. Das kann bedeuten, dass Sie Ihr Fahrzeug jede Nacht statt jede zweite Nacht aufladen müssen.
3. Optimierung der Kabinenheizung
- Verwenden Sie Sitz- und Lenkradheizungen: Diese direkten Heizmethoden sind effizienter als die Beheizung der gesamten Kabine.
- Vorheizen, während es eingesteckt ist: Erwärmen Sie den Innenraum des Fahrzeugs, während es noch an das Ladegerät angeschlossen ist, um die Batterieladung für die Fahrt zu erhalten.
4. Intelligente Reiseplanung
- Kombinieren Sie Besorgungen: Planen Sie Ihre Fahrten so, dass Sie die Kabine möglichst wenig abkühlen und aufheizen müssen.
- Verwenden Sie Navigationssysteme: Viele EV-Navigationssysteme können Routen mit Ladestopps planen und dabei die Wetterbedingungen und deren Auswirkungen auf die Reichweite berücksichtigen.
Fazit
Es ist zwar klar, dass kaltes Wetter die Reichweite und Leistung von E-Fahrzeugen beeinträchtigt, aber es ist wichtig, diese Herausforderungen zu relativieren:
- Die Auswirkungen sind quantifizierbar und mit der richtigen Planung und dem richtigen Fahrzeugmanagement überschaubar.
- Die kalte Witterung wirkt sich auch auf herkömmliche Benzin- und Dieselfahrzeuge aus, wenn auch auf unterschiedliche Weise.
- Viele Besitzer von E-Fahrzeugen in kalten Ländern wie Norwegen und Schweden sind sehr zufrieden mit ihren Fahrzeugen.
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Quellenverzeichnis
- https://www.statista.com/chart/17344/electric-vehicle-share/
- https://www.consumerreports.org/cars/hybrids-evs/how-much-do-cold-temperatures-affect-an-evs-driving-range-a5751769461/
- https://www.greencarreports.com/news/1127488_test-of-20-evs-in-cold-norway-no-big-surprises-but-some-lost-more-range-than-others
- https://www.energy.gov/energysaver/fuel-economy-cold-weather